Die Wahl der Grundschule wird einem zum Glück - wenn nicht gerade eine alternative Schulform gewünscht ist - einfach gemacht. Ein Einzugsbrief der nähsten Grundschule aus dem Wohngebiet garantiert dem angehenden Grundschulkind einen Platz. So kann sich einzig und allein der anfallenden Organisation des Wechsels vom Kindergarten zur Schule gewidmet werden: ein Schulranzen muss ausgewählt werden, der Schulweg muss geübt werden und weitere Vorbereitungen müssen durchgeführt werden.
Da Bildung Ländersache ist, sieht das Schulsystem in jedem Bundesland anders aus. In der Grundschule ist es noch relativ einheitlich, weil bis auf Berlin und Brandenburg, die bis zur sechsten Klasse gehen, alle Bundesländer die Grundschule nach der vierten Klasse beenden. Dann steht der Wechsel von der Primarstufe zur Sekundarstufe I an - diese ist allerdings je nach Bundesland sehr divers ausgelegt. Hier werden die optionalen Schulformen vorgestellt und es folgt eine Entscheidungshilfe dafür, die passende weiterführende Schule für das Kind zu finden.
Welche Schulformen der weiterführenden Schulen gibt es?
Gymnasium
Die meist angestrebte Schulform, die Jahr für Jahr an mehr Mitschülern gewinnt, ist das Gymnasium. Hier wird das Abitur, auch allgemeine Hochschulreife genannt und als höchster allgemeinbildender Abschluss bekannt, abgelegt. Dies geschieht nach 12 oder 13 Jahren, je nachdem ob in dem Bundesland G8 oder G9 gilt. Es gibt außerdem die Option, die Oberstufenzeit um ein Jahr zu verkürzen und die Schule mit einer Fachhochschulreife abzuschließen.
Von der fünften bis zur zehnten Stufe befinden sich Gymnasialschüler in einer Klasse. Ab der Oberstufe, der Sekundarstufe II löst diese Klasse sich auf und es bilden sich einzelne Kurse, die die Schüler wählen dürfen.
Viele Gymnasien haben eine bestimmte fachliche Ausrichtung, wodurch sie sich von anderen abheben. Diese kann beispielsweise musikalisch, naturwissenschaftlich, künstlerisch oder sprachlich sein.
Realschule
Eine Realschule ist gesetzlich dazu verpflichtet, den Schülern viele praktische Erfahrungen zu bieten, die über den Pflichtlehrstoff hinausgehen. Dies wird durch Praktika und Wahlpflichtkurse gewährleistet, wobei die Ausrichtung der Wahlpflichtfächer auch von der Realschule abhängig mal eher künstlerisch, mal vielleicht hauswirtschaftlich ausgelegt wird.
Nach dem zehnten Schuljahr erreichen Realschüler die mittlere Reife als Schulabschluss. Mit diesem können sie zu einer Berufsausbildung, einem Fachabitur an der Fachoberschule oder dem Abitur am Aufbaugymnasium übergehen.
Hauptschule
An der Hauptschule wird ein Hauptschulabschluss abgelegt, welcher der niedrigster Bildungsabschluss ist. Dementsprechend hat die Hauptschule einen eher schlechten Ruf. Hauptschulen bieten den Schülern aber eine gute Berufsvorbereitung durch praxisbezogenen Unterricht und Praktika, sodass nach dem Abschluss in die Berufsausbildung übergegangen werden kann. Bei sehr guten Leistungen kann auch ein höherer Schulabschluss angestrebt werden.
Gesamtschule
Die Differenzierung zwischen Haupt - und Realschule findet allerdings nur in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Hessen statt. In den meisten anderen Bundesländern werden diese in Form von Gesamtschulen kombiniert. So werden an einer Schule verschiedene Bildungsgänge angeboten. Nach der zehnten Klasse besteht für die Schüler die Möglichkeit, auf eine gymnasiale Oberstufe oder auf eine berufliche Schule zu wechseln. Innerhalb der Gesamtschulen wird zwischen integrierten und kooperativen Gesamtschulen unterschieden. An integrierten Gesamtschulen werden die Schüler in jedem Fach nach Leistungsniveau eingeteilt. Kooperative Gesamtschulen haben einen Haupt-, Real- und Gymnasialzweig, der getrennt unterrichtet wird. Neben der Bezeichnung Gesamtschule wird auch manchmal von Regelschule, Stadtteilschule oder Sekundarschule gesprochen.
Förderschule oder integrative Klassen
Kinder mit körperlicher, emotionaler oder geistiger Beeinträchtigung und/oder mit Lernschwächen sind an Förderschulen oder in integrativen Klassen gut aufgehoben. Leider ist bei integrativen Klassen Mobbing oft ein Problem und die technische und pädagogische Ausrichtung reicht nicht an die von Förderschulen an. Es kann aber dennoch eine integrative Klasse eher zu dem Kind passen als eine Förderklasse, weil sie dort nicht abgegrenzt, sondern gemeinsam mit “normalen” Schülern unterrichtet werden.
Welche Schulform ist die richtige für mein Kind?
Von der Grundschule bekommt jedes Kind zum Schluss eine Empfehlung von dem*der Klassenlehrer*in für die weiterführende Schule, die am geeignetsten erscheint. Diese beruft sich auf Kriterien wie dem Notendurchschnitt, dem Lern-, Arbeits und Sozialverhalten und der Konzentrations- sowie Merkfähigkeit. In einigen Bundesländern ist diese Empfehlung bindend, in anderen gilt sie lediglich als Orientierung und die Eltern dürfen die finale Wahl treffen. Grundsätzlich ist die Empfehlung aber ernst zu nehmen, da Lehrer*innen das Kind täglich im Schulalltag erleben und eine passende Einschätzung abgeben können. Beleidigt zu sein, wenn das Kind eine niedrigere Empfehlung als das Gymnasium bekommt und dem Kind dann das Gymnasium aufzuzwingen, kann zu Leistungsdruck und weiteren Problemen führen. Das Kind sollte in der Auswahl einbezogen werden, aber nicht unbedingt das letzte Wort haben. Meist wird es nämlich als Hauptkriterium nehmen, an welche Schulform die Freunde gehen werden. Das ist in den meisten Fällen nicht der Anhaltspunkt ist. Denn so könnte das Kind auf einer Schule landen, an der es über- oder unterfordert wäre.
Die Wahl der Schulform muss zu dem Leistungsvermögen und der Lernbereitschaft des Kindes passen. Um die richtige Entscheidung treffen zu können, muss auch bekannt sein, auf welchen Abschluss hingearbeitet werden soll: der Hauptschulabschluss, die mittlere Reife oder das Abitur.
Doch auch wenn die Auswahl der weiterführenden Schule gut durchdacht werden muss und nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf, ist man dort nicht festgefahren, falls die falsche Entscheidung getroffen wurde. Das deutsche Bildungssystem ist in der Hinsicht sehr flexibel und der Berufsweg ist im Laufe der weiterführenden Schule durch einen Wechsel noch veränderbar.